Einfaches Arbeitszeugnis versus qualifiziertes Arbeitszeugnis
Wenn der Betrieb seinem Praktikanten ein Einfaches Arbeitszeugnis ausstellt, ist dies meistens „nur“ eine halbe Seite lang und genügt dem Zweck, wenn es beispielsweise um ein obligatorisches Schülerpraktikum ging. Der Bildungsträger (in dem Fall die Schule) möchte sehen, dass das Praktikum innerhalb der Vorgaben ordnungsgemäß und wie geplant absolviert wurde.
Das Zeugnis startet mit der Aufführung allgemeiner Daten, z. B. Name und Adresse von Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Idealerweise ist es ohnehin auf Firmenbriefpapier ausgestellt, so dass man direkt erkennen kann, wo der Praktikant sein Praktikum absolviert hat. Dann folgen Informationen zur Art, Dauer und Inhalt der Tätigkeit. Der Tätigkeitsbereich wird in der Regel durch Nennung der Abteilung und weitere Auflistung der täglichen Aufgaben beschrieben. Schön ist es, wenn klar erkennbar ist, welche Verantwortung der Praktikant während seinem Arbeitseinsatz innehatte. Es gibt Praktika, bei denen selbst jungen Praktikanten schon eine gewisse Verantwortung übertragen wird (z. B. eigenständige Kundenbetreuung), um sie „auf den Ernst des Lebens“ vorzubereiten und selbstständige Arbeitsweise zu schulen. Sofern der Praktikant damit nicht überfordert ist, spricht nichts dagegen, da es sich mit detaillierter Beschreibung als Nachweis prima eignet. Trotz der Tatsache, dass es sich nur um ein einfaches Arbeitszeugnis handelt, kann dieses zukünftigen Bewerbungsunterlagen dann beigelegt werden. Weiterhin enthält das Zeugnis einen Schlussteil, in der sich das Unternehmen für die aktive Mitarbeit bedankt. Diese wird jedoch weder bewertet noch weiter qualifiziert.
Insbesondere bei Schülerpraktika versenden Unternehmen gerne diese Variante des Zeugnisses. Auch bei anderen Praktika, die zeitlich nur wenige Wochen umfassen, wird oft ein einfaches Arbeitszeugnis als Nachweis ausgestellt. Wer das Zeugnis nur als Nachweis braucht, wird mit dieser Variante also absolut zufrieden sein. Wenn das Zeugnis hingegen umfassender sein muss, reicht ein einfaches Praktikumszeugnis nicht aus. Denn es sagt nichts über die Arbeitsleistung und das sonstige Verhalten des Praktikanten aus. Wer sich mit seinem Arbeitgeber für die Zeit des Praktikums allerdings ohnehin nicht gut verstanden hat, wird darum froh sein, wenn er zum Schluss „nur“ ein einfaches Arbeitszeugnis bekommt.
Wie ist ein qualifiziertes Arbeitszeugnis aufgebaut?
Da ein qualifiziertes Arbeitszeugnis mehr Informationen enthält, ist es dementsprechend länger und umfasst meist eine DIN A4 Seite. Es beginnt ebenfalls mit ein paar allgemeinen Daten zum Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie einer Einleitung, die etwas umfangreicher sein kann als bei einem einfachen Praktikumszeugnis. So kann sie beispielsweise ein kleines Unternehmensportrait enthalten, in dem der Praktikumsbetrieb darlegt, in welcher Branche er tätig ist und was zu seinem Spezialgebiet bzw. Kernkompetenzen gehört. So können sich die zukünftigen Adressaten des Zeugnisses ein besseres Bild davon machen, in welchem Bereich der Praktikant tätig war, denn auch hier wird auf den individuellen Verantwortungsbereich des Praktikanten eingegangen. Worin bestand die tägliche Arbeit? Was für Wissen wurde vermittelt und wer war eventuell der Betreuer?
Dann erfolgt der essentielle Part: Die Bewertung der Praktikumszeit und -Leistung, welche das Zeugnis zu einem qualifizierten Zeugnis macht. Hierbei entspricht das Dokument einem normalen Arbeitszeugnis. Egal ob gut oder schlecht – die Arbeitsleistung des Praktikanten wird in jedem Fall dargelegt. Wenn jemand die Erwartungen übertroffen oder sich sehr engagiert eingebracht hat, wird dies natürlich gerne lobend erwähnt. Da ein Praktikum für junge Menschen meistens die erste, richtige Arbeitserfahrung in der Wunschbranche ist, wird das Zeugnis immer gut ausfallen, weil sie sich dementsprechend Mühe geben und motiviert zur Arbeit kommen. Waren die Leistung und das Verhalten nicht so gut, dient verklausulierte Zeugnissprache dazu, die Fakten zum Ausdruck zu bringen (z. B. „sie war sehr gesellig“ – hat zu viel getrunken oder geflirtet).
Auch können Social Skills und persönliche Eigenschaften bewertet werden. Wenn jemand über eine schnelle Auffassungsgabe oder besonders viel Empathie verfügt, kann es ebenso im Praktikumszeugnis erwähnt werden („Herr XY konnte durch seine ausgeprägte Empathie viele Kundenbedürfnisse direkt erkennen und unsere Produkte beim Kunden dementsprechend gut platzieren.“).
Zum Schluss folgt die Schlussformel, in der sich die meisten Unternehmen für die Mitarbeit bedanken und für den weiteren beruflichen Werdegang alles Gute wünschen. Auch hier lässt sich nochmal erkennen, wie das Unternehmen zu dem Praktikanten steht: Ist von privaten und beruflichen Glückwünschen die Rede, war das Unternehmen der Person sehr verbunden und mit den Leistungen überaus zufrieden.
Welche Variante ist besser?
Wenn das Praktikumszeugnis nur als Nachweis des Praktikums dienen soll, um Credits zu bekommen oder in einen Beruf hinein zu schnuppern, dann genügt ein einfaches Praktikumszeugnis. Der Leser wird lediglich überprüfen, ob Zeitraum und Tätigkeitsinhalt mit dem übereinstimmen, was im Vorfeld besprochen bzw. geplant wurde. Und darauf achten, dass eine Unterschrift oder ein Firmenstempel darunter gesetzt wurden, weil der Praktikant das Dokument ansonsten auch selbst hätte schreiben können.
Wenn es jedoch darum geht, dass das Praktikum für den weiteren Werdegang entscheidend ist und kurz danach die Berufswahl bzw. ein Studienabschluss mit anschließender Bewerbungsphase folgt, dann sollte man seinen Betrieb darum bitten, ein qualifiziertes Zeugnis auszustellen. Das Praktikumszeugnis ist dann nämlich der einzige Beweis praktischer Erfahrung und empfiehlt den Bewerber als Arbeitnehmer, sofern dieser gute Arbeitsleistungen gezeigt hat. In manchen Fällen kann das Praktikumszeugnis sogar ausschlaggebend sein darüber, ob man eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhält. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass Betriebe nicht zur Ausstellung eines qualifizierten Praktikumszeugnisses verpflichtet werden können. Denn die Gesetztestexte besagen nur, dass ein Nachweis verfasst werden muss, nicht jedoch eine Bewertung der Arbeitsleistung.
Wer wider Erwartungen nur ein einfaches Zeugnis zugeschickt bekommt, kann es bei der Personalabteilung trotzdem nochmal versuchen und höflich um ein qualifiziertes Praktikumszeugnis bitten. Wenn die Relevanz glaubhaft vermittelt wird, sollte der Mehraufwand für die Verantwortlichen eigentlich kein Problem sein. Unabhängig von der Art des Zeugnisses gilt es, sich während der gesamten Praktikumsphase motiviert und vorbildlich zu verhalten. Denn man weiß nie, welche Chancen sich dadurch ergeben und welche Türen ein simples Praktikum öffnen kann.